Mähfreier Mai

Rasenmäher stehen lassen und Insekten retten


In den meisten Gärten hier bei uns in Schleswig-Holstein drehen die Rasenmäher und Mähroboter schon wieder fleißig und unermüdlich ihre Runden. Dabei geht es dann immer wieder den frühen Wiesenblumen wie Weißklee, Rotklee, Löwenzahn und Gänseblümchen an den Blütenkopf. Zusammen mit den weniger prominenten Wildblumen wie Gundermann, Knoblauchsrauke und Kriechender Günsel decken sie den Nektar-Tisch für die Frühaufsteher unter den Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlingen. So früh im Jahr ist das Nektar-Nahrungsangebot für die hungrigen Summer und Brummer zudem ohnehin noch sehr übersichtlich. Deshalb sind die blühenden Wiesenbewohner wichtiger Landeplatz und oft einzige Nektarstation nach der monatelangen Winterstarre.

Rasenmäher und Mähroboter vernichten für viele Insekten aber nicht nur die Nektar-Tankstellen wie Gänseblümchen, Klee und Gundermann, der Mähvorgang ist auch eine direkte Gefahr für Insekten und andere Tiere: Wildbienen, Käfer, Wanzen und Zikaden verstecken sich zwischen Halmen und Blüten – beim Mähen werden viele von ihnen verletzt oder getötet. In den ungemähten Wiesen finden sie dagegen Nahrung, Unterschlupf und Schutz.

Deshalb wollen wir alle Schleswig-Holsteiner*innen aufrufen beim „Mähfreien Mai“ dabei zu sein. Lasst den Rasenmäher den Wonnemonat Mai über im Schuppen oder der Garage stehen und den Mähroboter in der Auflade-Station. Die Natur – allen voran die frühen Wiesenblüher, heimische Insekten, Käfer und Igel – dankt es Euch.  

Pflanzinseln als Kompromiss

Wer es im Garten eher aufgeräumt und ordentlich mag und trotzdem etwas für die heimischen Insekten tun möchte, kann beim Rasenmähen einfach Inseln stehen lassen.

Mit einer ansprechenden Form – beispielsweise oval oder als Labyrinth – können sie sehr zu einer ästhetischen Gestaltung des Gartens beitragen. Auf ihnen kann sich dann eine insektenfreundliche Blühwiese entwickeln, während man den übrigen Teil der Wiese für andere Zwecke nutzen kann. Schon vier Quadratmeter Wildblumenwiese können eine wertvolle Oase für Insekten sein. Besonders heimische Wildpflanzen- und Gräser sind beliebt bei Schleswig-Holsteins Insekten, die oft auch auf bestimmte Wirtspflanzen spezialisiert sind.

Auf der Projektseite des Verbundprojekts „Blütenbunt-Insektenreich“ der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein gibt es zahlreiche Tipps und Tricks, unter anderem auch konkrete Hinweise, welche Wildpflanzen sich besonders gut für den eigenen, insektenfreundlichen Garten eignen.

Der Trend zum „Mähfreien Mai“ („No Mow May“) stammt übrigens aus dem Land des kurzen grünen Rasens: England. Im Jahr 2019 startete die britische Naturschutzorganisation "Plantlife" den Aufruf, im Mai den Rasenmäher abzuschalten und so die Umwelt zu schützen. Die Forscher*innen konnten in einer Studie zeigen, dass durch den „Mähfreien Mai“ das Nektar- und Pollenangebot für Insekten deutlich zunimmt. Seltenes Mähen schafft zudem mehr Vielfalt bei den Pflanzenarten. In einigen Gemeinden in den Niederlanden ist das Mähen im Mai mittlerweile sogar gesetzlich verboten – so überzeugend sind die Effekte!


Das Verbundprojekt „Blütenbunt-Insektenreich“ wird von 2020 bis 2026 mit rund fünf Millionen Euro im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert. Die Verbundpartner sind die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein (Koordination und Leitung des Projektes), der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) und das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) an der Universität Kiel. Drittmittel werden durch das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung in Schleswig-Holstein (MELUND) und die Kreise Nordfriesland, Dithmarschen und Rendsburg-Eckernförde bereitgestellt.